Vor zwei Wochen waren wir zu Weihnachten in Muttis Heimat. Sehr schön war es da. So klein und beschaulich und doch größer als Zuhause. Ja – verwirrend, denn ich erzähle hier von Gegensätzen, aber so war es nun mal. Macht euch doch sonst selbst mal ein Bild. Angekommen im Elternhaus meiner Mama…
…musste ich mich erst einmal in Ruhe umsehen und auf Entdeckungstour gehen. So viele Leute, die mir vertraut vorkamen, aber so sehr ich auch versuchte mich zu erinnern, es wollte mir erst nicht einfallen, wer das war. Papa lieferte einen Hinweis und sagte: „Wir sind bei Mutti Zuhause – das sind Oma und Opa“. Ach natürlich – Oma und Opa. Da fiel es mir wieder ein, man hat ja immer zweimal Großeltern. Ein paar von Papas Seite und ein paar von Muttis Seite. Unsere Familie ist ganz schön groß, denn Ur-Großeltern hab ich auch noch.
Da unser letzter Besuch schon ’ne Weile her war, war ich Montag wirklich den ganzen Tag mit dem Entdecken der Räumlichkeiten bei Oma und Opa beschäftigt. Dienstag ging es dann aber mal raus – erst zum Optiker und dann zu meiner Freundin Marileen. War das ein Spaß. Am Mittwoch machten erst Mutti und ich einen Ausflug zu Zoey. Nachmittags war dann mit Oma und Opa shoppen angesagt. Das bedeutet für mich, rumtragen lassen und hoffen, dass man hier und da was interessantes zu greifen bekommt. Mit dem Spaß ist es dann aber schnell vorbei, wenn die Eltern das mitbekommen. Meinen ersten Weihnachtsmarktbesuch hab ich übrigens verschlafen. Mein Mittagsschlaf war so kurz und nach dem Shoppen, da brauchte ich ein Päuschen. Hinterher hörte ich nur die Eltern sagen: „Und das war der Weihnachtsmarkt in Schwerin“. Jaaaa – klasse – das große Ereignis hab ich also verpasst, aber hauptsache ich war pünktlich wach, um im Auto das x-te Mal Muttis Weihnachts-CD vom Rat Pack zu hören. Was ein Ärger. Mein Timing war schon mal besser…
…nur noch einmal schlafen und dann war Weihnachten – Spannung steigt…
24.12.2015 – Weihnachten – Heilig Abend
Zunächst versprach der Tag wie jeder andere zu werden, denn den Vormittag über habe ich ganz normal gespielt und nach dem Mittag ein ausgiebiges Schläfchen gemacht. Zum Kaffee wollte ich pünktlich wieder wach sein, meine innere Uhr war gestellt und funktionierte wie immer einwandfrei. Zum Kaffee fing es dann auch an, Besonders zu werden. Erst bekam ich einen neuen Pulli an und passte somit hervorragend zu Mama und Papa, die sich ebenso Weihnachtspullover angezogen hatten. Die Lichter am Weihnachtsbaum brannten, und nach dem Kaffee war es dann soweit – Mama stellte das erste Geschenk vor mir ab. Sie fragte, ob ich auch artig gewesen sei im letzten Jahr. Als ob sie das nicht ganz genau wüsste. Na logisch war ich artig, und jetzt her mit der Geschenke!! Denn wie sagte Onkel Gustel neulich: „Lieber juter Weihnachtsmann, schau mir nicht so böse an. Mach keene Menkenke und jetzt her mit de Jeschenke.“ Mutti wollte wohl ebenso anfangen, ließ sie sich doch gefühlt ewig Zeit, mir endlich das Geschenk zum Auspacken parat zu stellen! Meine Neugierde und Ungeduld brachte ich durch ein aufgeregtes hin und her Gewackel zum Ausdruck. Die Botschaft kam an und das Geschenk lag endlich zum Greifen nah. Jetzt nur noch fix, das Papier darum entfernen und luschern was drin ist! Ein Weihnachtsbuch – wahrscheinlich um den Knoten in meinem Kopf zu lösen und alle offenen Fragen zu beantworten, die Weihnachten bisher so aufgeworfen hat! Also ab ans Studium. Hm… irgendwie wollte das nicht aufgehen – doch kein Buch? Was war da los? Schaute auch keiner mehr! Also raus aus dem Hochstuhl mit dem Ding, vielleicht erklärt es mir dann mal einer! Gesagt – getan. Schwupp half Mutti mir und zeigte mir alles. Nachdem ich mich ausgiebig mit der Lektüre beschäftigt hatte, ging es weiter.
Ein Zoowagen kam aus einem super spannenden Karton zum Vorschein, eine große Eisenbahn versteckte sich in einem tollen Packet, in einer schicken Knistertüte gab es eine Schildkrötenrassel und eine Hose und in einer riesen Papiertüte war eine ganze Feuerwehr drin! Wie ihr euch vorstellen könnt, wusste ich gar nicht wem ich zuerst Aufmerksamkeit schenken sollte. Dem spannenden Karton, dem Paket, der Knistertüte oder der Papiertüte! Also alles zusammenraffen und eins nach dem andern noch einmal genauer inspizieren bis das Lieblingsstück gefunden ward.
Mutti verabschiedete sich dann mit dem Rest der weiblichen Familie zur Kirche. Es scheint ein gespaltenes Lager bei uns zu geben. Frauen gehen in die Kirche am 24. und die Männer bleiben daheim und bereiten nach Anweisung ihrer Liebsten das Abendessen vor. Da ich bekanntermaßen zum männlichen Teil der Familie gehöre, blieb ich daheim. Das passte mir auch ganz gut, ich glaub Mutti meinte mal, in der Kirche muss man leise sein und ich wollte doch mit meinem Spielzeug spielen. Allerdings nutzte mein neues Buch einen unbeobachteten Moment aus und zwickte mich heftig in den Finger. Doofes Ding – das tat vielleicht weh und dann hat das auch noch nicht mal einer gesehen. Papa und Opa waren zwar binnen Sekunden zur Stelle, wollten mir dann aber erklären, dass ich selbst Schuld gewesen wäre! Sie meinten, ich hätte mir den Finger selber zwischen zwei Buchseiten geklemmt, weil ich mit der andern Hand rauf gedrückt hätte. Haben sie denn nicht gesehen, das ich nur versucht habe mich zu befreien, mich zu wehren?! Sowas!!! Wenn ich nur schon was sagen könnte!!! Habe die folgenden Tage versucht, den Vorfall zu rekonstruieren. Denkste – hat nicht mehr geklappt. Vielleicht sind das Buch und ich jetzt auch Freunde? Vielleicht hat es eingesehen, dass ich doch eigentlich super und artig bin. Na mal gucken.
Wie das immer so ist – ein Ereignis jagte das nächste – stand auf einmal der Weihnachtsmann bei uns im Haus!!! Oh weia – war ich doch nicht so artig und er wollte jetzt Muttis voreiliges Verteilen der Geschenke rückgängig machen?! Ich dachte doch, Mutti hätte sich mit ihm abgesprochen?! Sie sagte doch, dass der Weihnachtsmann das Geschenk bei ihr für mich abgegeben hat? Oh je – und nun? Wo waren Papa und Opa? Erste Reaktion meinerseits – Rückzug! Ab unter den Tisch. Vielleicht hatte er ja auch nur was mit Papa und Opa abzumachen? Schnell machte ich die Augen zu und hoffte, dass alles gut geht – einmal kurz linste ich, ob er noch da war und zack war er weg. Im Nachhinein dachte ich, dass er vielleicht gerade Feierabend gemacht hat und mir nur schnell „Hallo“ sagen wollte? Es war schließlich mein erstes Weihnachtsfest. Wie unhöflich das von mir war. Wie unhöflich von mir.
Nachdem die Mama, Oma, Tante und Großcousine aus der Kirche zurück kamen, gab es Essen, und dann hieß es schon ab ins Bett. Ich wollte nicht, musste mich dann aber wie immer fügen.
Zweitweihnachtsfeiertag
Die Berichterstattung startet nachts, denn ich hatte auf einmal Schmerzen. Himmel, wie konnte das sein. Von jetzt auf gleich wollte ein neuer Zahn raus. Oh Mann – das tat so weh. Zwei Stunden hab ich gebraucht, bis es einigermaßen ging. Demzufolge war ich so KO am nächsten Tag, und dabei sollte es doch zur Oma nach HWI gehen. Es half alles nichts, ich musste meinen Unmut den Tag öfter einmal Luft machen. Auch wenn es wieder viel Schönes gab (zu essen natürlich wieder nur das Gleiche – dabei hat Mama vorher mal was von Braten, Klößen und Rotkohl im Gespräch mit Papa erwähnt – na darauf warte ich ja immer noch), konnte ich mich der Freude nicht vollends hingeben.
Nach der ersten schlechten Nacht folgte dann auch eine weitere schlechte. Wache ich nachts auf und denkt ihr, dass die Eltern zur Stelle waren? Nichts – Oma war auf einmal da! Ich mein, schön, dass überhaupt jemand mein Geweine gehört hat, aber wo war Mama? Sie wusste doch, wie schwer ich es hab, da kann sie mich doch nicht allein lassen! Ich nahm mir fest vor, dass nächsten Tag mit ihr auszudiskutieren, wenn sie nicht innerhalb der nächsten Stunde auftauchen würde. Bis dahin versuchte ich mein bestes mit Oma. Oma machte das auch toll, aber ich wollte einfach die Mama. Kurz vor Ablauf ihrer Frist kam sie dann auch. Erleichterung machte sich bei mir breit – bei Oma bestimmt auch – ich hätte sonst vielleicht mit ihr die Nacht zum Tag gemacht und dafür gesorgt, dass sie alle potentiellen Weihnachtskilos in der Nacht abtrainiert hätte. Die Mama war da – ich ließ sie nicht los. Noch mal zurück in mein Bett – nüscht ist. Die beiden hatten sich die Suppe eingebrockt, jetzt hieß es auslöffeln. War mir egal, dass sie nur ein 1.40m Bett zur Verfügung hatten. War mir egal, dass Mutti kaum Platzt hatte. War mir egal, dass ich immer mal wieder aufwachte und nach meinem Schnuller verlangte. Denn wollt ihr wissen, wo die beiden sich rumgetrieben haben? Die beiden waren feiern!!! 1. Frechheit, dass sie weg waren, obwohl doch mein nächster Zahn kommt. 2. Frechheit, warum fragt mich eigentlich nie jemand, ob ich nicht mit zur Party will???
Dritter Weihnachtsfeiertag
Was eine Nacht. Na die Lektion hatten die beiden hoffentlich gelernt. Also wollte ich mal nicht so sein und ließ ihre Aktion auf sich beruhen. Den Tag verbrachten wir ganz besinnlich mit weiteren Geschenken, denn es waren noch mehr Familienmitglieder und Freunde da. Meine Entdeckung des Tages! Man kann nicht einfach in eine Mandarine reinbeißen! Da ist eine Schale drum! Und Walnüsse eignen sich super zum Spielen – die liegen toll in der Hand!
Kleine Zusammenfassung für euch – meine Geschenke zum ersten Weihnachtsfest:
1. Ein Weihnachtsbuch (Pappbuch)
2. Ein Zoowagen
3. Eine Holzeisenbahn
4. Zwei Pumphosen
5. Eine Schildkrötenrassel
6. Eine Feuerwehr
7. Ein Car Express
8. Ein Froschrucksack
9. Zwei Teddybären
10. Ein Krümelmonster-Plüschtier
11. Eine Krümelmonster-Weste
12. Eine neue Hose, ein Hemd und eine Mütze
Mama hat vielleicht recht – es war wirklich ganz schön viel! Aber habt trotzdem alle lieben Dank!!!
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